Entscheidungshilfe

Was eine Uhr mit Entscheidungshilfe zu tun hat

Unser jüngerer Sohn hatte sich vor Jahren eine Uhr gewünscht. Eine von diesen bunten, die es in allen Farben gibt.
Nachdem er schon alt genug war, wollte ich ihn in die Entscheidung miteinbeziehen und ging mit ihm gemeinsam in ein Uhrengeschäft um die verschiedenen Modelle und Farben zu begutachten. Das Modell war schnell gefunden, mit der Farbentscheidung hatte er allerdings Schwierigkeiten. Er schwankte zwischen dunkelblau und violett. Hatte er die eine Uhr am Handgelenk, schielte er sehnsüchtig zur anderen. So ging das eine ganze Zeit. Schließlich schlug ich ihm vor, gemeinsam auf eine heiße Schokolade zu gehen uns mit meinem Mann zu treffen und die Entscheidung aufzuschieben. Begeistert stimmte erzu.

Eine Stunde später betraten wir gemeinsam mit meinem Mann wieder das Uhrengeschäft. Die Verkäuferin holte beide Uhren heraus und zeigte sie noch einmal her,

Plötzlich sagte unsere Sohn: „Papa, welche soll ich nehmen?“ Seine Antwort: „Die blaue.“
Darauf unser Sohn mit glänzenden Augen: „Danke! Ich nehme die violette!“

Beim Verlassen des Geschäftes grummelte mein Mann: „Wieso fragst du mich, wenn du dann das Gegenteil von dem machst, was ich sage! Deine Mama macht das auch manchmal so!“
„So ist das nicht Papa!“ erklärte er, „Das ist eine Entscheidungshilfe. Wenn du sagst blau und mein Herz hüpft vor Freude, dann weiß ich dass das die richtige Entscheidung ist. Wenn es aber im Bauch zieht und ich dann enttäuscht denke `Warum hat er nicht violett gesagt.´, dann weiß ich auch, welche Entscheidung für mich richtig ist.“

Unser Jüngerer hatte es auf den Punkt gebracht. Er schaffte es auch seinem Vater zu erklären, dass wir Frauen nicht justament das Gegenteil von dem machen, was uns vorgeschlagen wird, sondern diesen Vorschlag zur Überprüfung unserer eigenen Gefühle bezüglich dieser Entscheidung benutzen. Diese kleinen Gefühle (das hüpfende Herz oder das Ziehen im Bauch) werden somatische Marker genannt. Wenn wir unsere somatischen Marker gut kennen, dann können wir buchstäblich unserem Bauchgefühl vertrauen 😉

Was ist an dieser Geschichte für dich bedeutsam?

Sei aufmerksam den kleinen Signalen deines Körpers gegenüber. Sie können dir helfen, Entscheidungen schnell zu treffen.

Vielleicht gehörst du ja auch zu den Menschen, die manchmal andere um Rat fragen und dann scheinbar genau das Gegenteil dessen tun, was sie geraten bekommen haben.
Dann achte darauf, ob du in diesem Moment Körpersignale erhältst. Vielleicht sind es genau diese Signale die dich, scheinbar unbewusst, deine Wahl treffen lassen. Und vielleicht bekommst du – so wie unsere Tochter – erst durch das Feed-back der anderen, Zugang zu diesen Signalen.
Beobachte dich und deine Körpersignale, lerne sie zu deuten und du hast eine wunderbare feed-back Methode.

Auf diesem körpereigenen Feed-back beruht übrigens auch der Körperschwanktest, der dir eine Entscheidung erleichtern kann.
Für diesen Test musst du dich zuerst eichen– wie ein technisches Gerät. Das klingt komisch, bedeutet aber nichts anderes, als dass du dich mit geschlossenen Augen hinstellst und immer wieder „ja, ja, ja, …“ denkst. Wenn du dich leicht ablenken lässt, dann hilft es dir, dieses „Ja“ auch laut auszusprechen. Beobachte, wie dein Körper bei diesem „Ja“ reagiert. Vielleicht schwankt er ein wenig, vielleicht entspannen sich deine Nackenmuskeln, möglicherweise merkst du, wie ein kleines Lächeln dein Gesicht umspielt.

Danach machst du dasselbe mit dem Wort „nein, nein, nein, …“. Beobachte wieder deinen Körper, höre und spüre in dich hinein. Was ist anders als beim „Ja“?

Jetzt weißt du, wie sich ein „Ja“ und ein „Nein“ für dich anfühlt und nun kannst du bei einer Entscheidung nachfühlen, ob dein Körpergefühl eher dem „Ja“ oder dem „Nein“ entspricht.

Mach das nur bei kleinen Entscheidungen. Also: Esse ich heute Mittag Pizza, oder doch lieber Gemüseauflauf.
Ich halte diese Übung großartig, um ein besseres Körpergefühl zu entwickeln und um achtsamer durchs Leben zu gehen. Das kann dir helfen Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen.

Hast du für dich Methoden gefunden, die dir bei Entscheidungen helfen?
Ich freue mich, wenn du sie in den Kommentaren teilst.

Bleib gesund und gelassen!

Deine

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