Eulen und Lerchen
Oktober 11, 2015

Eulen und Lerchen und wie das Leben so spielt

Von Eulen und Lerchen

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Die Lerche

Die kleine dreijährige Lea sitzt am Fußboden des Kinderzimmers und schiebt konzentriert einen ihrer kleinen Füße in die Strumpfhose, die die Mama bereitgelegt hat. Die Unterhose und das Hemdchen hat sie schon angezogen. Geduldig schiebt sie Falte für Falte über Zehen, Ferse und das Bein nach oben zur Hüfte. Jetzt hat sie es geschafft! Strumpfhosen anziehen gehört wirklich zu den ganz schweren Dingen und Lea kann das schon. Darauf ist sie stolz. Nun kommt das T-Shirt und die Hose dran. Das ist leicht und im Nu ist Lea fertig und hüpft zum Frühstückstisch.

Die Eule

Ganz anders ihre siebenjährige Schwester Nina. Nina liegt immer noch im Bett. Sie mag nicht aufstehen. Es ist noch viel zu früh und im Bett ist es kuschelig warm. Mama ist wie immer gekommen und hat Nina einen Guten Morgenkuss gegeben. Dann ist sie hektisch wieder verschwunden, bevor Nina auch nur ein Auge aufgebracht hat. Nina ist sauer! Sie wollte doch Mama „Guten Morgen!“ sagen und dann auch so aus dem Bett hüpfen, wie Lea das immer macht. Aufstehen fällt Nina extrem schwer. Nachdem Mama ohnehin aus dem Zimmer gegangen ist, dreht sich Nina nochmal um.

Mama kommt ein zweites Mal. Diesmal ist sie nicht mehr ganz so fröhlich und sagt: „Nina, komm du musst aufstehen, damit du rechtzeitig in die Schule kommst. Du weißt doch, wie viel Zeit du brauchst. Komm mein Schatz! Steh endlich auf.“ – Und weg ist sie wieder.

Nina setzt sich verschlafen im Bett auf. Sie überlegt. Was hat Mama nochmal alles gesagt? Sie kann all die Informationen in der Früh noch nicht aufnehmen. Gut, aufstehen war jedenfalls dabei … und dann. Verträumt geht sie zu ihrem Kasten und starrt hinein. Was soll sie heute bloß anziehen? Da kommt Mama schon wieder. Nina weiß, jetzt ist Mama schon ziemlich böse. Dabei hat sie doch gar nichts gemacht.

Mama stürmt in das Zimmer, schleudert ein paar Klamotten vom Kasten auf das Bett und sagt bestimmt: „Zieh das an und komm zum Frühstück. Du bist sowieso schon wieder spät dran. Du trödelst schon eine halbe Stunde hier herum und bist noch immer nicht angezogen.“

Wie geht es der Mama?

Ines, die Mutter der beiden ist mittlerweile ganz schön unzufrieden. Jeden Tag dasselbe Spiel. Zu Lea kommt sie ins Zimmer, weckt sie sanft indem sie ihr einen Guten Morgen Kuss gibt und die Jalousien öffnet und zu Nina kommt sie einfach nicht durch. Jeden Tag nimmt sie sich vor, es besser zu machen, mehr Geduld zu haben. – Und jeden Tag scheitert sie. Es ist zum Verzweifeln. Dabei steht ihr Nina sehr nahe. Sie ist ihr sogar ähnlich. Sie selbst ist als Kind auch schwer aus dem Bett gekommen. Aber zum Kuckuck, sie hat es doch auch gelernt, rechtzeitig fertig zu sein.

Einerseits ist sie grantig auf Nina, andererseits ist sie böse auf sich selbst, weil sie doch eine geduldige, verständnisvolle Mutter sein will.

Kennst du Situationen wie diese?

Es ist dabei gleichgültig, ob es um das morgendliche Aufstehen, oder die Hausaufgaben geht. Situationen wie diese verschaffen Stress. Bis zu einem gewissen Grad scheinen sie wie eine Abwärtsspirale. Dein Kind macht nicht das, was du von ihm erwartest und das macht dich nervös und ungeduldig. Das führt dazu, dass du ärgerlich über dich selbst bist, weil du deinen eigenen Erziehungsansprüchen nicht gerecht wirst. Schließlich wärst du gerne geduldig und verständnisvoll. Das macht dich noch unruhiger. In dieser Unruhe gibst du unklare Anweisungen, redest viel und dein Kind weiß nicht mehr, was es tun soll. Es wird vielleicht bockig oder geht in Widerstand ….

Oder du versuchst äußerlich ruhig und gelassen zu bleiben, in dir tobt aber bereits ein Vulkan. Das drückst du mit deiner Körpersprache deutlich aus. Dein Kind weiß jetzt nicht mehr, soll es sich nach dem richten, was du tust, oder nach dem, was du sagst – und tut möglicherweise erst einmal gar nichts. Du weißt schon 😉

Vom richtigen Umgang mit Eulenkindern

Wie entkommst du Spiralen wie dieser

Die Chronobiologie

Jeder Mensch hat einen bestimmten Lebensrhythmus. Tageszeiten, wo er voll leistungsfähig ist, und Tageszeiten, wo er nicht so aufmerksam ist.

Die grobe Einteilung ist uns als Morgen- und Abendmensch bekannt. Manchmal nennen wir sie auch Eulen und Lerchen.
Nina ist eindeutig ein Abendmensch. Das weiß Ines auch. Sie möchte gerne darauf Rücksicht nehmen und gibt ihr morgens noch einmal die Gelegenheit sich im Bett noch einmal umzudrehen.

Ines könnte Nina helfen aufzuwachen, indem sie bereits vor dem Wecken die Jalousien hochzieht und das Tageslicht hereinlässt. Im Winter könnte sie eine gedämpfte Lampe einschalten. Das gedämpfte Licht wird Nina helfen aufzuwachen.

Die Aufmerksamkeit halten

Danach geht sie zu Nina und gibt ihr einen Kuss. Dann wartet sie, was passiert, greift Nina sanft an und wenn Nina die Augen öffnet sieht sie sie an. Sie merkt dann gleich, ob sie Ninas Aufmerksamkeit hat. Während dieser ganzen Zeit, hält sie die Berührung mit Nina, und befindet sich mit ihr auf einer Ebene. Sie sieht ihr in die Augen und sagt:
„Guten Morgen Nina.“ – Pause und Atem holen – „Du kannst dich noch einmal umdrehen.“ – Pause und Atem holen – „In fünf Minuten komme ich wieder und dann stehst du auf.“ Lächeln!

Mit dieser Methode: Angreifen – ansprechen – atmen – Auftrag kannst du sicher sein, dass deine Informationen zu deinem Kind durchdringen. Du gibst ihm die Zeit, das gesagte zu verarbeiten.

Anschuldigungen helfen nicht

Sätze wie dieser:
„Zieh das an und komm zum Frühstück. Du bist sowieso schon wieder spät dran. Du trödelst schon eine halbe Stunde hier herum und bist noch immer nicht angezogen.“, helfen nicht. Sie enthalten eine Menge Wörte. Wörter wie „müssen“, die ein schlechtes Gefühl erzeugen und Begriffe wie „schon wieder“ und „noch immer“ die die Eindruck erwecken nichts richtig zu machen.

Sätze wie dieser werden später einmal zur inneren Stimme deines Kindes. Du selbst kennst diese Sätze, die dich vielleicht heute noch darin hindern, zu deiner wahren Größe zu kommen. Du hast sie möglicherweise selbst noch im Ohr, wenn du etwas Neues ausprobieren willst.

In der Kürze liegt die Würze

Wähle kurze einfache Sätze. In der Montessori-Pädagogik gibt es einen wertvollen Grundsatz.

Er lautet:

Zähle deine Worte, zähle deine Bewegungen.

Wir alle verwenden in unserer Alltagssprache und auch in der geschriebenen Sprache jede Menge unnötige Füllwörter. Sie machen einen Text reich und angenehm zum Lesen oder Zuhören. Wir verwenden komplizierte Satzbauten, damit wir alle unsere Sinneseindrücke schildern können. Lass all das weg!

Bei Aufträgen oder Erklärungen ist es gut, diese Füllwörter, die du nicht brauchst, wegzulassen.

Lass bei Aufträgen und Erklärungen die unnötigen Füllwörter weg.

Merkst du den Unterschied. Ich bin sicher, auch bei dir kommt der zweite Satz klar an.

Das Versprechen halten

Nach fünf Minuten kommt Ines wieder in den Raum und sagt fröhlich: „Nina, aufstehen!“ Dann bleibt sie und wartet, was passiert.
Steht Nina auf, dann gibt sie den nächsten Auftrag: „Zieh dich bitte an und komm danach zum Frühstück!“

Steht Nina nicht auf, dann geht sie wieder zu Nina ans Bett, greift sie sanft an, atmet, sieht Nina an, atmet und sagt dann: „Nina es ist jetzt wirklich Zeit aufzustehen.“ Pause und atmen. „Zieh dich bitte an.“ Dann wartet Ines, bis Nina beginnt sich anzuziehen.

Vorbereitung am Vortag

Bei Eulenkindern ist es gut, die Kleidung schon am Vortag bereit zu legen. Dann braucht ihr in der Früh nicht mehr suchen. Abends hast du die Aufmerksamkeit deines Eulenkindes und kannst mit ihm gemeinsam entscheiden, was es anziehen möchte. Morgens wird es sich schwer tun, Entscheidungen zu treffen.

Nachsehen

Ist Nina ein hartnäckiger Fall von morgendlichem Träumelinchen, dann ist es sinnvoll, während des Anziehens noch ein-, zwei Mal bei Nina vorbeizuschauen, wie weit sie ist. Gegebenenfalls kann Ines dann sanft und direkt anstupsen: „Nina, beeil dich bitte!“ oder „Ach, du musst nur mehr das T-Shirt anziehen. Sehr gut!“

Wenn Nina angezogen ist, dann ist wahrscheinlich das Ärgste überwunden. Sie ist dann so weit wach, dass sie in der Lage ist, Gesprächen und Anweisungen zu folgen. 😉

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Deine Erfahrung

Ich bin sicher, diese Tipps helfen auch dir im Umgang mit deinem Kind. In einem meiner nächsten Artikel widme ich mich dann deiner Gelassenheit in Bezug auf deine eigenen Erziehungsansprüche.

Teil mir doch mit, wie es dir damit ergangen ist.

 

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