Spielende Kinder, Bewegung macht selbstsicher

Wie Bewegung die Selbstsicherheit und das Selbstbewusstsein unterstützt

Alles Lernen ist Bewegung. Oder um es mit den Worten von Laotses auszudrücken

„Lernen ist wie rudern gegen den Strom. Wenn du aufhörst, treibst du zurück.“

Laotse

Bewegung untersützt also beim Lernen und macht selbstsicher.

Das Gehirn besteht aus ca. 100 Milliarden Nervenzellen. Was für eine Zahl. Für sich allein gesehen schöpft so eine Nervenzelle allerdings noch nicht ihr volles Potential aus. Um wirklich gut zu funktionieren braucht sie Verbindungen zu anderen Nervenzellen. Das sind die Synapsen.

Da das Gehirn bis zum Lebensende plastisch ist, werden laufend neue Verbindungen gebildet und andere … werden schwächer oder lösen sich auf.

Prof. Hüther erklärt das in seinem Buch „Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn“ mit den Worten:

„Das Gehirn wird so, wie man es mit Begeisterung benutzt.“

Gerlad Hüther

In der Begeisterung liegt der Schlüssel

Im Zitat hörst du ganz deutlich heraus. Der Schlüssel für die Gehirnentwicklung ist die Begeisterung. Wenn wir etwas gerne machen, dann ist das für uns, wie eine Belohnung.

Das hat unter anderem mit dem Botenstoff Dopamin zu tun, der im Gehirn als „Belohnungssystem“ eingesetzt wird.

[bctt tweet=“Kinder sind begeistert. Sie wollen lernen. Und Kinder wollen sich bewegen. Sie erfahren sich und ihre Umwelt durch die Bewegung. Diese Bewegungsreize schaffen die ersten Verbindungen zwischen den Nervenzellen.“ username=“IlseMLechner“]

Kinder sind begeistert. Sie wollen lernen. Und Kinder wollen sich bewegen. Sie erfahren sich und ihre Umwelt durch die Bewegung. Diese Bewegungsreize schaffen die ersten Verbindungen zwischen den Nervenzellen.

Schon im Mutterleib berührt das Kind sich selbst. Es nuckelt am Daumen, spielt mit den Fingern. Wenn es auf natürlichem Weg geboren wird, dann ist sein ganzer Körper einer Menge von Berührungsreizen ausgesetzt, da wird zusammengepresst, Zug ausgeübt, der kleine Körper gestreckt. All das sind Reize, die zur Entwicklung beitragen. Nach der Geburt werden Babys gebadet und gestreichelt, sie dürfen das erste Mal an der Mutterbrust saugen. Du merkst schon: Am Anfang gibt es hauptsächlich Berührungsreize.

Auch wenn sich später der Bereich wo Kinder gut sehen können, vergrößert und sich das Gehör verbessert, so erfahren sie das erste Lebensjahr ihre Umgebung hauptsächlich berührend.

Warum aktives Lernen leichter ist

Kinder lernen von der Hand in den Kopf. Sie berühren einen Gegenstand, erforschen und ertasten ihn. Dadurch schaffen sie ein dreidimensionales Bild in ihrem Kopf. Sie wissen: Der Ball ist rund.

[bctt tweet=“Kinder lernen von der Hand in den Kopf. Sie berühren einen Gegenstand, erforschen und ertasten ihn. Dadurch schaffen sie ein dreidimensionales Bild in ihrem Kopf.“ username=“IlseMLechner“]

Und Kinder lieben es, sich zu bewegen. In den ersten drei Jahren lernen sie eine Menge an Bewegungen: sich drehen, den Kopf heben, sich aufstützen, sitzen, robben, krabbeln und gehen. All das bildet die Muskulatur und macht sie fit für die Erfahrungen in Kindergarten und Schule.

Kleinkinder lernen am besten im Alltag

Kleinkinder brauchen keine speziellen Anregungen wie Sprachkurse oder Musikunterricht. Du kannst das natürlich machen, wenn es dir Spaß macht. Du kannst aber auch gemeinsam mit ihnen bei der Hausarbeit singen, ihnen kleine Reime beibringen oder sie mit Kniereiterspielen erfreuen.

Ab dem Alter von ca. 2 ½ Jahren wollen Kinder schon Bewegungsabläufe, die sie sehen nachmachen. Sie wollen so sein, wie die großen, bewunderten Erwachsenen. Vieles davon können sie auch schon, wenn wir ihnen Material in der geeigneten Größe anbieten. Das meiste bedeutet für sie nicht nur eine geistige, sondern auch eine körperliche Herausforderung.

Bewegung trägt aber gemeinsam mit Berührung auch zum Fremdsprachenerwerb bei.

Welche Alltagstätigkeiten machen Kinder selbstbewusst und selbständig

Einen Stuhl tragen

Was ich damit meine? Schon 2 ½ -jährige können einen Stuhl tragen. Natürlich keinen normalen Stuhl, sondern einen in Kindergröße.

Warum sollen Kinder einen Stuhl tragen?

Du meinst das klingt absurd. Das finde ich gar nicht. Ich finde es respektvoll, wenn Kinder in ihrem Bereich kleine Möbel haben, die ihrer Körpergröße entsprechen. Sie können sich dann in diesem Zimmer frei bewegen und es auch gestalten. Vielleicht wollen sie den Stuhl in eine andere Ecke des Zimmers tragen.

Und dabei lernen sie ganz nebenbei eine Menge Dinge:

  • Bewegungskoordination und –kontrolle
  • Stärkung der Muskulatur
  • Gleichgewichtsfindung
  • Selbstständigkeit und Unabhängigkeit
  • Umsichtiger Umgang mit Gegenständen
  • Orientierung im Raum

Wenn so ein kleiner Zwerg selbst dafür sorgen kann, dass der Stuhl vor dem Bücherregal steht und nicht vor dem Tisch, dann macht das stolz.

Wahlweise kann es auch gerne das Tragen des Einkaufs sein. Das Kind kann sich an der Arbeit beteiligen und so etwas für die Gemeinschaft tun. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als mein damals dreijähriger Sohn mit einem Einkaufssackerl (ja, so sagen wir in Österreich, bei uns gibt es keine Tüten) durch die Wohnung lief und erklärte: „Arbeite, ich arbeite. Ich bin fleißig. Ich helfe Mama.“ Ich hätte ihm keine größere Freude machen können, als ihm die Einkaufstasche mit dem Kilo Mehl nach Hause tragen zu lassen.

Es war für ihn eine Herausforderung, weil wir natürlich unterwegs waren und improvisieren mussten. Das heißt, die Einkaufstasche hatte nicht das ideale Format und er musste sich ganz schön strecken, damit sie nicht am Boden schleifte.

Tisch decken

Tisch decken ist schon deutlich komplizierter. Es erfordert ein gutes Vorstellungsvermögen. Auch das ist aber ab ca. 3 Jahren möglich, wenn du deinem Kind auf einem Papierset aufzeichnest, was wohin gehört.
Auch hier steckt viel mehr dahinter, als du im ersten Moment annehmen würdest.
Je nach Alter kannst du das Geschirr herrichten, oder dem Kind sagen, was es braucht. Dazu muss es dann schon einer Anordnung folgen können, gut zuhören und das Gehörte umsetzen.

Kleine Kinder können die Geschirrteile einzeln zum Tisch bringen. Sie laufen dadurch oft hin und her und werden so auch dem Bewegungsdrang gerecht. Größere Kinder laden das Geschirr auf ein Tablett. Auch ein Tablett zu tragen erfordert einiges an Übung.

[bctt tweet=“Kleine Kinder können die Geschirrteile einzeln zum Tisch bringen. Sie laufen dadurch oft hin und her und werden so auch dem Bewegungsdrang gerecht. “ username=“IlseMLechner“]

  • Gleichgewichtsfindung
  • Balance halten
  • Kontrollierte Bewegung
  • Umsichtiger Umgang mit Gegenständen

Beim Tisch decken selbst lernt dein Kind:

  • Sorge für sich und die Umgebung
  • Gemeinschaftssinn
  • Zweckbestimmte Anordnungen kennenlernen
  • Gedächtnisschulung
  • Selbständigkeit und Unabhängigkeit

Als meine Kinder das erste Mal den Tisch decken durften, waren sie unglaublich stolz. Auch wenn sie Messer und Gabel vertauscht hatten 😉

All diese Fähigkeiten braucht es später im Kindergarten, um sich gut in Gruppen zurecht zu finden. Es wird sich in der Schule leichter tun, den Anordnungen des Lehrers oder der Lehrerin zu folgen.

Viele Pädagogen klagen darüber, dass es in der ersten und zweiten Klasse endlos lange dauert, wenn sie sagen: „Nehmt bitte alle das Heft mit dem grünen Umschlag heraus.“ Auch Anordnungen zu hören und umzusetzen will gelernt sein.

Bewegen auf der Linie

Viele Kinder lieben es zu balancieren. Keine kniehohe Mauer ist vor ihnen sicher.

Dieses Bedürfnis kannst du leicht erfüllen, wenn du auf einem Fliesen- oder Parkettboden mit Malerkrepp eine Linie oder einen Kreis klebst. Auf dieser Linie soll das Kind dann balancieren. Die Füße werden in natürlichem Abstand zueinander aufgesetzt und anfangs können die Arme zum Balancieren zur Seite gestreckt werden.

Diese Übung lässt sich unendlich variieren. Dein Kind kann die Füße ganz eng zueinander aufsetzen, rückwärtsgehen, mit einem Fühlbeutel oder einem Buch auf dem Kopf balancieren oder etwas in der Hand tragen (z. B. ein Tablett mit halb gefüllten Wassergläsern)

Dein Kind lernt dadurch seinen Körper gut kennen. Es erlangt eine gute Bewegungskontrolle. Die Koordination wird geschult. Die Haltung richtet sich auf und dadurch stärkt sich die Rückenmuskulatur. Die meisten Kinder lieben diese Übungen.

Später, in der Schule kommt ihnen diese Körperbeherrschung zu gute. Ihre Muskulatur ist stabil und sie können für längere Zeit gerade sitzen. Kinder mit geringer Körperspannung neigen dazu, auf dem Tisch herumzulungern.

Das erschwert nicht nur das Sitzen, sie sehen auch nicht im richtigen Winkel auf die Tafel und können die Inhalte nicht so gut aufnehmen.

Wettkämpfe

Bei Wettläufen, oder Wettkampfsportarten können Kinder sich mit anderen auf eine faire Art und Weise messen. Sie werden ihre Energien los und erhalten gleichzeitig ein wertvolles Feed-back, wie sie mit ihrer Leistung im Vergleich zur Gruppe stehen. Das ist jetzt kein Aufruf zum Ehrgeiz.

Für das Leben ist es aber wichtig, die eigene Leistung im Verhältnis zu den anderen einschätzen zu können. Dabei machen Kinder auch die Erfahrung, dass sie nicht in allen Bereichen gleich gut sind. Manches können sie besser und anderes nicht so gut. Das ist kein Beinbruch.

Grundsportarten

Ich bin in keiner sportlichen Familie aufgewachsen. Mein Mann jedoch schon und für ihn war von Anfang an klar: Unsere Kinder sollen im Volksschulalter die Grundsportarten laufen, schwimmen, Eis laufen, Schi fahren und Rad fahren beherrschen. Es ging ihm nie darum kleine Sportgenies heranwachsen zu lassen. Er wollte die Basis für eine gesunde Bewegung schaffen. Sein Spruch war immer: „Später können sie sich dann selbst aussuchen, was ihnen am besten gefällt. Aber mit diesen 5 Sportarten haben sie eine gute Basis.“

Gerade beim Erlernen dieser Grundsportarten sind Kinder oft sehr ausdauernd, manche auch ehrgeizig. Sie freuen sich an jedem kleinen Fortschritt. Und dieses Gefühl von „Juhu, ich kann es!“, wenn sie das erste Mal am Fahrrad ohne Stützräder fahren, das behalten viele bis ins Erwachsenenalter in Erinnerung. Wieso ist das wohl so. Weil es stolz macht. Das Kind weiß, es hat etwas geleistet. Es hat sich lange abgemüht und jetzt erntet es die Früchte.

Du siehst, es ist ganz einfach für Bewegung im Kinderalltag zu sorgen. So werden deine Kinder nicht nur stark sondern auch schlau und selbstbewusst.

Bleib gelassen!

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