Vor einiger Zeit hab ich den Artikel von Mara Stix „Sieben wichtige Lektionen, die du aus meinen größten Mißerfolgen lernen kannst“ gelesen.
Mara beschreibt darin, dass sie beruflich immer erfolgreich ist und privat ihr Glück bis jetzt noch nicht gefunden hat.

Warum du deine Beziehung nie vergleichen solltestSofort fiel mir auf: Bei mir ist es umgekehrt. Privat lief es immer so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich war auch immer in der Lage, die gesteckten Ziele zu verwirklichen. Egal, ob es sich um Partner, Kinder oder Haus handelte. Beruflich verlief mein Weg lange Zeit eher holprig.
Spannenderweise war das nicht immer so. Ich hatte anfangs interessante Tätigkeiten, wo ich gut verdient habe.
Irgendwie hatte sich aber in meinem Kopf festgesetzt, dass es ab der Geburt der Kinder nur ein entweder – oder gäbe. Beruflicher Erfolg oder glückliche Kinder. Karriere oder glückliche Beziehung. Rat mal, wofür ich mich entschieden hatte 🙂

Vor einigen Jahren begann ich diesen Knopf zu lösen, … aber das ist eine andere Geschichte.

Vergleiche nie deine Beziehung mit anderen

Jede Beziehung ist, genau wie die Menschen die sie führen, einzigartig. Genau darum gibt es keine Patentrezepte, die von einer Beziehung auf die andere übertragbar sind. Es gibt ein paar Grundprinzipien, die ich dennoch als wichtig erachte. Schau, ob etwas davon auch für dich passt.

Wenn du dich verbiegst, wirst du in einer Beziehung langfristig nicht glücklich. Bleib du selbst. Wenn es dafür erforderlich ist, dass deine Beziehung ungewöhnlich ist, dann ist das eben so. Hauptsache ihr seid glücklich!

Damit du überhaupt verstehst, was unsere Situation ungewöhnlich macht, mache ich eine Schritt zurück.

Lebe lieber ungewöhnlich – Die Ausgangssituation

Mein Mann und ich haben uns sehr früh kennen gelernt. Am Anfang klebten wir buchstäblich jede freie Minute aufeinander. Bals schon stellte ich fest, dass das gegen meinen angeborenen Freiheitsdrang ist und ich begann mich frei zu strampeln. Schon damals half mir, dass mein Mann bereits in der Ausbildung und später beruflich oft 1-2 Wochen in Österreich unterwegs war und nur am Wochenende zu Hause war.

Diese Abwesenheitszeiten ziehen sich wie ein roter Faden durch unsere mittlerweile schon über 30-jährige Beziehung (22 Jahre davon sind wir vereheiratet). Auch als die Kinder klein waren, war mein Mann für 8 Monate im Ausland und kam während dieser Zeit nur 2 x für einen Urlaub nach Hause. Dann wurde es zwar beruflich ruhiger, aber unsere Interessen und Hobbys sind total unterschiedlich. So verbrachte wieder jeder von uns sehr viel Zeit für sich bzw. mit seinen Freunden. Wir brauchen diesen Abstand und genießen die Spannung.

Als ich begann mein Business aufzubauen, mussten wir erst die ganze Familienorganisation umkrempeln. Wichtig ist jedoch, dass es uns als Familie gelungen ist, das was gut funktioniert beizubehalten und alles andere zu ändern. Das war nicht immer einfach. Manchmal gab es Reibereien. Mit Geduld und Beharrlichkeit haben wir es geschafft.  Das führt zu einem Familienleben, das Außenstehenden oft seltsam fremd erscheint. Für uns passt es gut und wir sind glücklich.

Jetzt ist es wieder so weit. Mein Mann hat ein beruflich interessantes Angebot bekommen und ist für 2 Jahre im Ausland.
Diesmal kommt uns die technische Entwicklung sehr entgegen. Mit What´s APP und Skype sehen und hören wir uns jeden Tag.
Ich habe mich entschlossen die nächsten 2 Jahre voll meinem Business zu widmen. Schließlich sind die jungen Erwachsenen im Haus schon unabhängig.

Oft bedauern mit Menschen, wenn sie von meiner Situation hören und können sich nicht vorstellen, dass wir alle damit glücklich sind.
Ich habe gelernt auf Aussagen wie: „Ich könnte mir das nicht vorstellen, dass mein Mann 2 Jahre nicht da ist.“, entweder nicht zur reagieren oder selbstbewusst zu antworten: „Für uns passt es so.“ Vergleiche nie deine Beziehung!

Es gibt noch ein paar andere Gründe, warum unsere Beziehung und unser Familienleben gut läuft.

Gib nie deine eigenen Interessen auf

Deine persönlichen Interessen bereichern dich und sind Teil deiner Persönlichkeit. Wenn du sie lange Zeit vernachlässigst, wirst du dich fühlen, als hättest du einen Teil von dir abgeschnitten.

Gleichzeitig bieten diese Interessen auch jede Menge Gesprächsstoff. Es macht gar nichts, wenn dein Partner oder dein Kind andere Interessen hat. Ich empfinde es als sehr bereichernd voneinander zu lernen und sich manchmal auch von der Begeisterung des anderen anstecken zu lassen. Vielleicht gelingt es dir ja das eine oder andere Interesse deiner Familienmitglieder zu teilen.

Möglicherweise bringt dich aber auch genau sein Spezialgebiet in einer fordernden Situation weiter.

Natürlich kann es nervend sein, wenn mein Sohn oft und lange vor dem PC sitzt. Ich weiß aber auch, dass er fast für jedes Problem, das ich ihm präsentiere, eine Lösung parat hat.

Gehe deinen eigenen Hobbys nach

Mein Mann ist begeisterter Kletterer. Egal ob es sich um Sportklettern, Klettertouren im Freien, Eisklettern o.ä. handelt.
Ich kann verstehen, was ihn an diesem Sport fasziniert, kann aber diese Faszination selbst nicht empfinden.
Trotzdem haben wir eine Lösung gefunden: Manchmal gehen wir miteinander einen Klettersteig und ab und zu begleite ich ihn mit seinen Freunden zum Klettern. Ich setze mich mit einem Buch in den Schatten, tratsche mit den Freunden …

Es sind schöne Tage, wir verbringen Zeit miteinander und ich komme an die frische Luft.

Mittlerweile ist mir ein Großteil seiner Klettercommunity schon ans Herz gewachsen und einige der Menschen halten auch dann mit mir Kontakt, wenn mein Mann nicht da ist. Ich habe also neue Freunde gefunden.

Im Gegenzug geht mein Mann mit mir Nordic Walken. Das mache ich sehr gerne. Ihn fordert es nicht allzusehr. Es ist aber Qualitätszeit, die wir gemeinsam verbringen. Wir haben Gelegenheit miteinander zu plaudern und sprechen auf den Spaziergängen oft über die Dinge, die uns gerade bewegen.

Bewegung hilft bewegende Dinge zu besprechen 🙂
Diesen Satz twittern.

Triff deine Freunde

Wir haben viele gemeinsame Freunde und doch hat jeder von uns hat Freunde, die nicht ganz auf der Wellenlänge des Partners oder der Partnerin liegen.

Es gibt Freundschaften, die sind gewachsen. Sie stammen aus der Schulzeit oder aus dem Kindergarten. Wir sind mit dieser Person einfach emotional verbunden und können es gar nicht begründen. Wir sehen ihre Fehler und Mängel und mögen sie trotzdem. Genau das macht tiefe Freundschaften aus. Der Partner oder die Partnerin hat diese Person allerdings erst viel später kennen gelernt. Es fehlt die Verbindung und oft auch der Gesprächsstoff. Über den Smalltalk kommen die beiden nicht hinaus 😉 Diese Freunde treffen wir dann einzeln, ohne den anderen.

Dadurch bekommt der jeweils andere dann Gelegenheit die Zeit unabhängig für sich zu verbringen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Daheim angekommen gibt es immer Gesprächsstoff.

Lass dem anderen seinen Freiraum

Das geht aus den vorhergehenden Punkten schon hervor. Ich meine aber viel mehr.

Lass dem anderen auch zu Hause Zeit und Raum, sich zurückzuziehen. Bei meinem Mann war es am Anfang unserer Beziehung oft so, dass er sich zurückgezogen hat. Mich hat das jedes Mal total unrund gemacht. Ich dachte, er wäre ärgerlich.
In Wirklichkeit war er oft nur nachdenklich und gedanklich mit einer Situation beschäftigt. Wir haben vollkommen unterschiedlich Verarbeitungsmuster, was Herausforderungen betrifft. Ich rede über eine Herausforerung und im Reden fällt mir die Lösung ein. Er denkt nach, macht die Sache mit sich selbst aus und dann kann er mit mitteilen, was ihn bescchäftigt hat.

Ohne das Wissen, das ich jetzt habe, hat es mich Jahre gekostet, das herauszufinden.

Hab Vertrauen

Wenn du in einer ungewöhnlichen Partnerschaftssituation lebst und dein Partner beziehungsweise deine Partnerin nicht die ganze Zeit um dich hast, dann solltest du Vertrauen in die Partnerschaft und in die Beziehung haben.

Eifersucht ist hier fehl am Platz. Sie macht alles kaputt.
Mal ehrlich, wer will schon immer kontrolliert und mit Fragen gelöchtert werden.

Versuche nie den Partner/die Partnerin zu ändern und versuch auch du nicht ein anderer Mensch zu werden

Ihr habt euch gefunden, weil euch genau die Eigenschaften, die ihr habt ansprechen. Eure Eigenheiten machen euch zu den Menschen, die ihr seid.
Eure Ecken und Kanten bringen euch gegenseitig weiter.

Warum also solltet ihr euch ändern?
Kann es sein, dass du mit dir selbst nicht zufrieden bist, wenn du deinen Partner oder deine Partnerin ändern möchtest?
Glaubst du wirklich, du würdest mit der Person glücklich werden, wenn sie so wird, wie du es forderst?

Wenn du von jemanden ständig forderst, sich zu ändern, dann gibst du ihm das Gefühl nicht richtig zu sein. Du stellst diese Person in Frage. Das ist schecht für das Selbstbewusst sein und schafft einen inneren Konflikt bei beiden. Einerseits möchtet ihr die Partnerschaft, andererseits will jeder er selbst bleiben und sich nicht verbiegen.

Wenn das so ist, dann ist es doch vielleicht leichter eine Person zu suchen, die genau diese Kriterien erfüllt.

Schaffe Spannung und Vertrautheit

Mit den vorhergehenden Punkten ist für Spannung schon gesorgt. Wenn du auch auf sexuellem Gebiet für Spannung sorgen willst, dann empfehle ich dir den Blog von Ute Benecke. Sie hat immer wieder Tipps parat 😉

Was die Vertrautheit betrifft: Auch hier hat jedes Paar seine eigenen Wege. Ein großer Teil funktioniert aber über Kommunikation. Nur, wenn ich weiß, wie der andere tickt, kann ich ihn auch gut unterstützen.

Hol bei wichtigen Entscheidungen die Kernfamilie mit ins Boot

Zu guter Letzt: Hol bei allen wichtigen Entscheidungen die Kernfamilie mit ins Boot.

Als mein Mann das jetzige beruflich Angebot bekam stand die Überlegung im Raum, ob unsere Tochter und  ich eventuell mit ins Ausland gehen.
Wir haben das besprochen und uns auch erkundigt, wie es mit der Schule dort aussieht. Unsere Tochter befindet sich aber im letzten Jahr vor der Matura. Sie hätte sich mit der Entscheidung nicht ganz wohl gefühlt. Sie hätte eine neue Sprache lernen müssen, da sie ein Informatikgymnasium gesucht und die einzig verfügbare internationale Schule eine französische ist.

Das hat sie abgeschreckt. Darum haben wir uns gemeinsam entschlossen, in Österreich zu bleiben und nur die Ferien für unsere Auslandsaufenthalten zu nützen.

Für unseren Sohn war von Anfang an klar. Er studiert in Österreich und will auch hier bleiben.

Ich wünsche dir viele gute Erfahrungen rund um Familie und Beruf und vielleicht haben dich meine Grundprinzipien ein wenig zum Nachdenken gebracht und helfen dir weiter. Such dir heraus, was für dich passend ist. Wenn es nicht passt, gib nicht auf und sei kreativ. Folge deinen Bedürfnissen und dann klappt es bald mit einer guten Beziehung.

 

 

 

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