Familienleben auf Augenhöhe

Durch Birgit von Entspannt wohnen bin ich auf die Blogparade von Chaos² aufmerksam geworden.
Die Idee entstand, weil sich Papa online vor einiger Zeit mit einem offenen Brief an alle Frauen gewandt hat. Da dieses Thema in Zusammenhang mit Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht, bin ich natürlich dabei.

Familienleben auf Augenhöhe

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Der Brief

Männer können kein Multitasking

„Ich muss zu meiner Verteidigung sagen, ich habe es wirklich nicht mitbekommen. Ich war nicht auf helfen gepolt sondern auf Pause und habe das irgendwie ausgeblendet. Aber, wenn sie doch solche Schwierigkeiten hatte, warum hat sie mich nicht einfach zur Hilfe gerufen?“

Stimmt, wieso hat sie nicht um Hilfe gerufen? – Meine Frage ist, lieber Andreas: „Hättest du den Hilferuf wahrgenommen?“

Männer können kein Multitastking und wir Frauen auch nicht. Wir könnten es nur gerne.
Genau aus diesem Grund können wir auch nicht immer gleich um Hilfe rufen während wir eine Rasselbande bändigen. Wir haben genug damit zu tun Kind 1 beim Anziehen zu helfen und Kind 2 daran zu hindern, dem Baby die Bausteine zu zeigen. Was so aussieht, dass Kind 2, das noch nicht in den Kinderwagen sieht und gerade mal so hinauflangen kann, die Bausteine irgendwie in den Kinderwagen hineinplumpsen lässt. Das ist zwar gut gemeint, entrüstet aber das schlafende Baby enorm, weil es gerade von einem auf seinen Kopf plumpsenden Baustein geweckt wurde. Fazit: Baby weint und will beruhigt werden, Kind 2 ist irritiert, denn es wollte nur spielen und Kind 1 zieht sich wieder aus, weil es noch schnell vor dem Einkauf auf die Toilette muss.

Übrigens: Ich kenne auch Frauen, die nichts hören, wenn sie auf eine Sache konzentriert sind.

Was wir jedoch definitiv können, ist anderen zuhören und uns für das Wohl der Gruppe/Familie verantwortlich zu fühlen. Diese Eigenschaft wird bei Frauen von klein auf unterstützt. Wir wünschen uns ein Familienleben auf Augenhöhe und boykottieren es gleichzeitig mit Harmoniesucht und Drumherumgerede.

Männer sind einfach so

„Ihr seid wirklich sehr beschäftigt und habt einen stressigen Job. Wir wissen das und wir haben allergrößten Respekt davor, was Ihr leistet. Nur sagen wir das nicht so oft, wie Ihr es gerne hören würdet. So sind wir.“

Seid ihr so? Schade!
Wenn ihr Männer wisst, dass wir das gerne hören würde, sagt es uns! Euch bricht kein Zacken aus der Krone und es ist einfach schön zu hören, dass ihr es bemerkt 😉
Wir bemühen uns im Gegenzug in unseren Aufforderungen nicht so kryptisch wie Sybille oder das Orakel von Delphi zu sein. Versprochen!

Das muss genetisch sein

„Wie wir nicht sind: notorisch faul. Besonders wenn es um Aufgaben im Haushalt oder um Hilfe mit den Kindern geht. Natürlich wollen wir helfen und Euch entlasten. Nur leider gibt es da ein kleines Problem mit der Kommunikation. Ihr erwartet, dass wir sehen wo Hilfe benötigt wird und wartet darauf, dass wir von uns aus das tun, was Ihr für selbstverständlich haltet.
Achtung: wir sehen das nicht. Wir haben bei vielen Dingen eine ganz andere Hemmschwelle als Frauen. Das muss genetisch sein.“

Genetisch ist es definitiv nicht.

Es hat erstens mit dem Blickfeld zu tun, das bei Männern enger ist. Aber Vorsicht meine Herren, bevor jetzt die Ausreden kommen: Du kannst lernen dein Blickfeld aufzuspannen. Wie das geht, kannst du hier lesen.

Zweitens liegt es an der Erziehung. Männer haben eine andere Hemmschwelle und viele haben nie gelernt, sich für den Haushalt zuständig zu fühlen.
Die meisten Männer, die ich kenne, waren nie allein für einen Haushalt zuständig. Immer war da jemand, der die finale Verantwortung dafür übernommen hat, dass alles eingekauft wird und alles an seinem Platz ist.

Drittens handelt es sich hier um eines der sogenannten Metaprogramme. Metaprogramme sind zutiefst unbewusste Filter unserer Wahrnehmung. Sie steuern, welche Informationen aus der unbewussten Wahrnehmung den Weg in unser Bewusstsein finden. Diese Metaprogramme beeinflussen das, was wir wahrnehmen und auch das worauf wir reagieren und wie wir darauf reagieren.
Wenn jemand sagt: „Ich bin durstig.“, kannst du das als reine Information ansehen und dir denken „Aha, diese Person ist durstig“. Oder du empfindest es als Aufforderung zum Handeln und bringst dieser Person ein Glas Wasser.

Womit wir bei der klaren Ausdrucksweise wären 😉

„Es wäre schön, wenn wir uns in Euch hineindenken könnten – das würde einiges erleichtern. Solange wir dafür noch keine Maschine gebaut haben (Maschinen bauen können wir nämlich sehr gut), sagt uns bitte was Ihr wollt.“

Hierarchie versus Heterarchie auch in der Sprache

In unserem Kulturkreis bilden Burschen schon früh Hierarchen und wählen im Kindergarten den Chef der „Bande“. Der Chef der Bande sagt natürlich „Hier geht´s lang.“ Und „Alle mir nach.“ Er kommt gar nicht auf die Idee zu sagen: „Wer will, kann jetzt mit mir mitkommen!“

Frauen verhalten sich hingegen eher heterarchisch. Sie sind von klein auf darauf gepolt, nirgends anzuecken und bescheiden zu sein und sich gut in eine Gruppe einzufügen. Darum haben sie eine unklare Sprache. „Jemand müsste den Müll hinaus bringen.“, ist keine klare Aufforderung. Und „Hast du Lust, das Geschirr abzuwaschen?“ schon gar nicht. Spannenderweise begünstigt genau diese Unklarheit ein Familienleben auf Augenhöhe nicht.

Frauen sind so – Männer sind so?

Ich glaube nicht, dass Frauen generell eher auf andere schauen und sich mehr am außen orientieren.
Ich glaube auch nicht, dass Frauen generell sofort helfend zu Seite springen, wenn jemand sagt, er sei durstig.

Ich glaube nicht, dass Männer generell immer auf sich bedacht sind und nur nach innen orientiert sind.
Ich glaube auch nicht, dass Männer generell jede Information wörtlich nehmen.
Ich kenne Männer, die sofort fragen: „Was möchtest du trinken?, wenn ich sage, ich hätte Durst 😉

Wie gesagt, all das ist eine Frage der Erziehung und des Kulturkreises, in dem ein Kind aufwächst. Das dumme daran ist, dass Kinder dieses Metaprogramm auch unbewusst übernehmen, wenn ihre Vorbilder (in diesem Fall die Mutter) inkongruent sind.
Inkongruenzen gibt es immer dann, wenn jemand anders handelt, als er sagt, oder denkt.

Meine Mutter war zum Beispiel immer berufstätig und das in einer Zeit, wo sie anfänglich streng genommen noch die Zustimmung des Ehemannes gebraucht hätte, um überhaupt arbeiten zu dürfen. Trotzdem hat sie sich immer für Haushalt und Familie verantwortlich gefühlt. Bis ins Detail. Sie hat sämtliche Familientermine ausgemacht und koordiniert, hat die Finanzen verwaltet und war Sekretariat, Köchin und Zimmermädchen in Personalunion. Wir Kinder wurden immer zur Mithilfe angehalten. Mein Vater hat gewisse Tätigkeiten übernommen, seine Ergebnisse waren aber nie gut genug 😉

So habe ich das Bild übernommen: Eine Frau muss für die Familie da sein und ist für alles in der Familie verantwortlich (Auch wenn sie arbeitet, oder gerade dann, denn dann muss sie ja beweisen, dass niemand unter ihrer „Selbstverwirklichung“ leidet.). Ich habe einige Jahre und viele Ausbildungen gebraucht, um mich davon frei zu strampeln.

Was könnt ihr tun, um solche Situationen zu vermeiden?

  1. Klärt was in der Familie und im Haushalt zu tun ist.
  2. Legt gemeinsam Mindestanforderungen für die zu erledigenden Arbeiten fest.
  3. Bestimmt die Zuständigkeiten.
  4. Wenn jemand eine Arbeit übernimmt, dann lasst es ihn auf seine Weise tun und akzeptiere das Ergebnis.
    (Egal ob er das Kind wickelt oder kocht, oder ob sie ein Bild an die Wand hängt oder die Reifen wechselt.)
  5. Sage klar und deutlich, was du dir wünschst und was du erwartest.
  6. Scheue dich nicht, um Hilfe zu bitten. Mach es rechtzeitig!
  7. Beziehe deine Kinder in die Hausarbeit ein.

Ich glaube das die Einzelpersonen was die Gleichstellung von Mann und Frau betrifft, schon sehr weit sind. Ich beobachte aber auch, dass die Gesellschaft und die Medien noch immer die Unterschiede betonen.
Wie wäre es, gemeinsam und einvernehmlich eine Basis zu finden, die so tragfähig ist, dass Haushalt und Familie gelassen gemeistert werden können. Es geht um gegenseitiges Verständnis und darum herauszufinden, wie der andere die Welt sieht. Wenn wir das wissen, wird ein Familienleben auf Augenhöhe möglich.

Ganz gespannt bin ich schon, wie die Männer unter meinen Lesenden die Lage beurteilen. Schreib doch deine Meinung in die Kommentare.

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