KinderarbeitKinderarbeit?

Ich habe bewusst diesen provokanten Titel gewählt.
Wir sind heute so sehr auf politische Korrektheit bedacht, dass wir jede Alltagssituation kritisch betrachten.

Das ist auch gut so. Kritisches Denken halte ich für sehr wichtig, ist es doch die Grundlage für eigenständige Entscheidungen.
Trotzdem scheint es mir manchmal so, als hätte uns die politische Korrektheit so fest im Griff, dass wir uns gar nicht mehr erlauben, außerhalb dieser Schranken zu denken. Wir sehen die Dinge sehr sensibel und manches ist vielleicht nicht so, wie es im ersten Moment scheint.

Wenn wir hören, dass Kinder arbeiten, dann denken wir automatisch an Kinderarbeit und schon löst das in uns ein Gefühl der Empörung aus.
Kinder sollen schließlich ihre Kindheit genießen und spielen!

Kinder und Arbeit

Was aber wäre, wenn Kinder ein gewisses Maß an Arbeit für ihre Entwicklung brauchen?
Was, wenn Kinder gerne arbeiten?

Unvorstellbar? Hmm, ich weiß nicht. Als mein Sohn drei Jahre alt war, ging er begeistert mit mir einkaufen und schleppte sich freiwillig an ziemlich schweren Einkaufstaschen ab. Auf meine Frage, warum ihm das so großen Spaß mache, erhielt ich die Antwort: „Ich will arbeiten.“

Nach Maria Montessori vollziehen Kinder genau in diesem Alter die  Entwicklung vom unbewussten Schöpfer zum bewussten Arbeiter.Teppich-klopfen
Im Alter von 0 – 6 Jahren vergleicht Maria Montessori den kindlichen Geist mit einem unbelichteten Film. Alles, was in der Umgebung geschieht, prägt sich in diesen Film ein. Eine Ansicht, die nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen bestätigt wurde. Heute wird diese Lebensphase als Imprintphase bezeichnet.
Genau aus diesem Grund sollten Eltern in diesem Alter auch besonders acht geben, wie sie mit ihren Kindern umgehen, mit ihnen sprechen und was sie ihnen zutrauen.

Viele der Glaubenssätze, die wir im späteren Leben mit uns herumschleppen und die wir mühsam mit Coaching, Therapien oder ähnlichem wieder loswerden, haben ihren Ursprung in dieser Phase.

Was aber ist mit der Phase des bewussten Arbeiters gemeint?

Nach diesem Zeitabschnitt hat sich das Kind bestimmte spezielle Fähigkeiten angeeignet, die ihm erlauben, sich gegen die Unterdrückung der Erwachsenen zu verteidigen; denn es kann sich mit Worten verständigen, kann weglaufen, bockig werden. Das Kind zielt nicht ab auf Verteidigung, sondern auf die Eroberung der Umgebung und damit die Mittel für die eigene Entwicklung: Was aber genau muss es entwickeln? Das, was es bisher geschaffen hat. Somit tritt das Kind zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr, wenn es bewusst seine Umgebung erobert, in eine Periode wirklichen Aufbaus ein.
Maria Montessori, Das kreative Kind

Viele Eltern werden sich schmunzelnd oder leidvoll an diese Altersstufe erinnern. Das Kind entdeckt seinen Willen und tut ihn kund.
Gleichzeitig will es alles nachahmen, was in seiner Umgebung geschieht. Ist die Mutter beim Wäsche aufhängen, will es mithelfen. Schneidet sie im Garten Sträucher, muss eine zweite Gartenschere her. Schrauben die Eltern ein Regal zusammen, dann ist der kleine Zwerg mit seinem Werkzeugkasten live dabei.

Kinder dieses Alters unterscheiden jedoch genau, wann sie „richtiges“ Arbeitsgerät in der Hand haben und wann nur Spielzeug.
Leider ist auch noch nicht jedes Gerät für dieses Alter geeignet – so kommt es oft zu Wutanfällen.

Bei vielen alltäglichen Dingen können Eltern ihre Kinder miteinbeziehen.

KinderarbeitIch erinnere mich gut an eine Geschichte, die mir meine Großmutter immer erzählt hat. Ich war auch so ein Kind, das immer mithelfen wollte.
Im Alter von 3 1/2 Jahren war eine meiner Lieblingsbeschäftigungen Tisch decken. Jeder kann sich vorstellen, dass ich gerade groß genug war um auf den Tisch hinaufzusehen. Ich hatte aber eine tolle Technik entwickelt, um einen Stapel Teller auf den Tisch zu stellen. Ich hob die Teller auf Brusthöhe an, kippte sie, stellte sie mit dem Rand auf die Tischkante und schubste sie mit einer ruckartigen Bewegung meines Brustkorbs nach oben.
Es ist bei dieser Aktion nie ein Teller zu Bruch gegangen!

Mütter brauchen MutKlettern

  • Mut, die Kinder Dinge allein probieren zu lassen
  • Mut, die Kinder Situationen auszusetzen, denen sie scheinbar nicht gewachsen sind
  • Mut, daneben zu stehen und zuzusehen
  • Mut, die Kommentare der Umwelt zu ertragen

Ich möchte dir mit diesem Artikel Mut machen. Lass dein Kind verschiedene Haushaltstätigkeiten ausprobieren.

Ich weiß, das ist nicht immer leicht. Vor allem, wenn du zusätzlich berufstätig bist und ohnehin unter Druck stehst.
Du hast natürlich recht: Du selbst bist schneller, gründlicher und effizienter.

Aber dein Kind will lernen. Es will seine Fähigkeiten ausprobieren.
Wenn du ihm die Zeit schenkst, die es braucht, um zu lernen, dann erhältst du diese Zeit später hundertfach zurück.
Wundervolle Bilder vom alleine machen gibt es bei Eltern vom Mars.

Tipps für die Umsetzung

  • Zeige deinem Kind die einzelnen Arbeitsschritte langsam vor.
  • Verwende so wenig Worte wie möglich, sie lenken ab.
  • Nimm dir genug Zeit, wenn dein Kind zu arbeiten beginnt.
  • Beobachte dein Kind genau. Du wirst später diese Erinnerungen wie einen Schatz in deinem Gedächtnis tragen.
    (Das konzentrierte Blick eines Kindes bei einer schwierigen Aufgabe und sein Strahlen, wenn es gelingt, sind einmalig!)
  • Halte dich zurück!
  • Kritisiere nicht!
  • Verbessere nicht!
  • Zeige es gegebenenfalls nochmal
  • Schätze das Ergebnis, auch wenn es nicht perfekt ist.

Im Online Workshop Hotel Mama schließt  erhältst du noch mehr Impulse, wie du dein Kind gut bei seinen Lernprozessen unterstützen kannst und gleichzeitig für langfristige Entlastung im Haushalt sorgst.

Das sagen Teilnehmerinnen von vergangenen Workshops (gekürzt):

Besonders die Praxistipps waren bzw. sind für mich sehr brauchbar. Einiges habe ich bereits bei meinen beiden Mädels umzusetzen versucht – und siehe da – selbst nach der kurzen Zeit, hat sich etwas bewegt. Sie gehen mit Spaß an die – von ihnen gewählten Aufgaben im Haushalt ran.  Annette aus Widdern

Die Inhalte waren sehr treffend und genau das, was ich mir erhofft hatte, der Lernstoff gut portioniert für die kurze Zeit. Eure Betreuung war sehr fein! Danke für euer schnelles persönliches Feedback und eure liebe Motivation! Andrea aus Wien

Der Online-Workshop „Hotel Mama schließt“ war ein spannender Augenöffner für mich – mit vielen praktischen Tipps von Birgit Geistbeck und Ilse Lechner. Beide haben sich so richtig ins Zeug geworfen, mit Links, Hinweisen und Beispielen aus eigener Erfahrung eine ganz lebendige Atmosphäre geschaffen.
Sehr empfehlenswert, vor allem für Mütter mit jüngeren Kindern. Dr. Sabine Paul, www.palaeo-power.de

 

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