Konsequenz – Gib mir Halt und Sicherheit! – Wie komme ich ausgerechnet dazu, diese Überschrift zu wählen? Konsequenz ist ein Wort, dass für viele Menschen einen schlechten Beigeschmack hat. Diese Menschen setzen Konsequenz mit Strafe, Underdrückung und Machtausübung gleich. Oft, weil sie es selbst als Kind genauso erlebt haben. Ich verstehe, dass diese Menschen Vorbehalte gegen den Begriff haben. Aber ist das wirklich notwendig?
(Dieser Blogartikel wurde am 24.02.2014 erstmal veröffentlicht und am 24.02.2021 überarbeitet.)

Die Bedeutung des Wortes

Schauen wir uns mal den Wortstamm an:
Konsequenz leitet sich vom lateinischen Wort consequens, -entis ab, was so viel wie „in richtiger Folge stehend“ bzw. „folgerichtig“ heißt.
So klingt das schon ganz anders. Hier merkt man gleich, dass Konsequenz nicht notwendigerweise etwas mit Bestrafung zu tun hat.
Es bedeutet lediglich, die Folgen seines Handelns zu tragen und die Verantwortung dafür zu übernehmen.

Konsequenz schafft Sicherheit

Konsequenz - Gib mir Halt und Sicherheit!

Richtig eingesetzte Konsequenz in der Erziehung schafft Raum.
Raum, in dem sich das Kind unbeschadet bewegen kann.
Raum, der Sicherheit gibt.

Das menschliche Zusammenleben ist Regeln unterworfen. Kleine Kinder lernen von Beginn an, mit diesen Regeln umzugehen.

  • Wir grüßen, wenn wir jemanden treffen.
  • Wir sagen bitte, wenn wir etwas wollen.
  • Wir bedanken uns, wenn wir etwas bekommen.

Lernen am Vorbild

Diese Regeln lernen sie am besten am Vorbild. Wir brauchen gar nichts Besonderes zu tun. Kinder lernen einfach durch Beobachtung und machen nach.

Am schönsten gezeigt, hat mir das unser älterer Sohn. Er war ungefähr 5 Jahre alt und mein Vater feierte zu seinem Geburtstag ein richtig großes Fest. Alle seine Freunde waren eingeladen. Da sich diese untereinander nicht alle kannten, stellten sie sich natürlich bei der Begrüßung vor.
Unser Sohn stand beim Eingang und beobachtete.
Als der nächste Gast ankam, ging er ihm entgegen, reichte ihm die Hand und sagte: „Guten Tag, ich heiße xy!“ Die Gäste schmunzelten, gaben ihm auch die Hand und stellten sich vor. Nebenbei bemerkten sie zu anderen, wie toll sie das fänden, dass dieser kleine Kerl so selbstverständlich die Umgangsformen befolge. Natürlich bekam er das mit. Sein Selbstbewusstsein wuchs und er übernahm dieses Verhalten in sein Repertoire.

Wenn diese Regeln auch von den Erwachsenen genau eingehalten werden und immer gleich gehandhabt werden,
dann geben sie dem Kind Sicherheit und schaffen Stabilität. Das Kind kann sich darauf verlassen, dass das so gehandhabt wird.

Die Ordnung der Umgebung des Kindes gibt ihm eine Basis  zu seinem inneren Aufbau.
Maria Montessori, „Grundlagen meiner Pädagogik“

Sicherheit durch Verlässlichkeit

Diese Verlässlichkeit der Regeln sind genauso Teil der Ordnung, wie die Ordnung der Umgebung.
Diese Ordnung ist für das Kind wie ein Kompass, an dem es sich in der Welt orientiert.
Die Einflüsse der Umgebung dringen auf den kindlichen Geist noch weitgehend ungefiltert ein.
Darum lernen kleine Kinder auch so viel in so kurzer Zeit.
Auf der anderen Seite ist die Vielfalt der äußeren Eindrücke sehr anstrengend.
Kinder äußern das auch. Babys werden unruhig in einer anderen Umgebung. Sie reagieren gereizt, wenn zu viele äußere Einflüsse auf sie einstürzen.
Jede Mutter weiß das.

Es gibt übrigens auch einen Vortrag für Kindergärten mit dem Thema „Konsequenz – Gib mir Halt und Sicherheit!“. Wenn du Pädagogin bist und für dein Haus nach einem Vortrag suchst, dann findest du hier meine Vortragsübersicht. Ich halte alle meine Vorträge übrigens auch Online und kann sie – in erweiterter Form – auch als hausinterne Fortbildungen anbieten.

Vom Umgang mit Fehlern

Kinder machen Fehler und Missgeschicke passieren. Konsequenz bedeutet nicht auf diesen Missgeschicken herumzuhacken, sondern Verantwortung für die eigenen Handlungen zu übernehmen.

Ich erinnere mich immer wieder bewundernd an ein kleines Mädchen im Alter von nicht einmal 2 Jahren in einem Montessori-Kinderhaus.
Die Kleine war eines Nachmittags noch im Haus. Sie wurde an diesem Tag später abgeholt. Einer der Betreuer saß mit ihr bei Tisch, da sie ihre Nachmittagsjause aß.
Sie aß ein Kipferl und ein Trinkjoghurt. Plötzlich stieß sie in einem Augenblick der Unachtsamkeit gegen die Flasche mit dem Joghurt und der Inhalt ergoß sich über den Tisch auf den Boden. Sie stutzte kurz, stellte flink die Flasche wieder auf und lief in die Küche, um ein Tuch zu holen. Danach wischte sie die Joghurtlache auf, wusch das Tuch in der Küche aus, hängte es auf, kam wieder an den Tisch und aß seelenruhig weiter. Mit ca. 2 Jahren!

Das alles strengte sie in keiner Weise an, regte sie nicht auf, sondern es schien sie auf eine merkwürdige Art stolz zu machen. Sie wirkte ruhig und selbstsicher.

Wie gesagt, Fehler passieren. Bedeutend ist, wie wir damit umgehen.
Mit diesem Mädchen hatte nie jemand wegen eines verschütteten Glases Wasser geschimpft.
Man hatte ihr lediglich gezeigt, wie sie den entstandenen Schaden beseitigen konnte.
So war sie sich auch selbst nicht böse und hatte kein schlechtes Gewissen.

Fehlertoleranz ist wichtig, um zu lernen.

Fehlertoleranz kann nur in einem passenden Umfeld entwickelt werden.
Kinder müssen lernen, dass Fehler gut und wichtig sind. An Fehlern lernen wir.

Es gibt ein schönes Sprichwort:

Es ist nicht schlimm, einen Fehler zu machen. Es ist nur schlimm, ihn mehr als einmal zu machen.

Ich würde gerne noch weiter gehen:

Es ist nicht schlimm, Fehler zu machen. Es ist nur schlimm, nicht daraus zu lernen.

Manche Fehler müssen wir mehr als einmal machen, um an unser Ziel zu kommen. Jeder, der einmal neue Bewegungsabläufe gelernt hat, weiß das.
Nehmen wir das Beispiel Auto fahren lernen.
Kuppeln, hinaufschalten, Gas geben.
Diese Reihenfolge hat das Hirn bald begriffen, aber trotzdem funktioniert der Bewegungsablauf bei vielen Fahranfängern nicht gleich.

Ein anderes Beispiel ist mein kleiner Neffe, als er Rad fahren lernte.
Er ist ein extrem sprachbegabtes Kind. Mit Bewegungsabläufen tut er sich schwer.
So sagte er sich bei jedem neuen Versuch vor:
„Lenkstange gerade halten,  Daumen nach unten, beide Füße am Boden,
linker Fuß auf das Pedal, rechter Fuß auf das Pedal, lostreten.“
Es fiel ihm leichter, wenn es sich selbst den Bewegungsablauf „diktierte“.

Auch das schafft Ordnung! Und auch mein kleiner Neffe hatte die Konsequenzen von Unaufmerksamkeiten zu tragen. Er purzelte vom Rad.
Das war nicht schlimm. Er stieg wieder auf und übte weiter, bis er schließlich allein Rad fahren konnte. Sein glücklicher Blick beim ersten gelungenen Versuch sprach Bände.

Ich weiß, es ist für Eltern nicht immer leicht, ihren Kindern dabei zuzusehen, wie sie ihre eigenen Fehler machen.
Zu gerne würden wir sie vor allem Unbill beschützen.
Wir tun ihnen damit aber nichts Gutes.

Geben wir Kindern die Chance, ihre eigenen Fehler zu machen!
Lassen wir sie die Konsequenzen ihres Handelns übernehmen!

Dann brauchen wir auch nicht zu schimpfen. Vieles, was wir unseren Kindern durch ständige Moralpredigten lehren wollen, lernen sie besser vom Leben.
Diese Lehren sind weit eindrücklicher und nachhaltiger.

Unsere Aufgabe ist es, einen geschützten Rahmen zu schaffen, in dem unsere Kinder ungestört lernen können.

In vielen Bereichen bietet sich der Haushalt dazu an. Mit den täglichen Hausarbeiten trainieren Kinder ganz viele Fähigkeiten, die sie später in der Schule und im Leben brauchen. Mütter wenden Zeit auf, damit sie langfristig Zeit für sich gewinnen.

Deine Mütterversteherin

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