Grenzen setzen in der 6-Jahres-Krise

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Eltern müssen ziemlich auf Zack sein. Kaum haben sie mit dem Kind die Trotzphase hinter sich gebracht und konnten ein wenig verschnaufen steht schon wieder die Wackelzahnpubertät ins Haus. Und eines steht fest: Grenzen setzen in der Wackelzahnpubertät ist nicht einfach. Selbst Trägervereine von Kindergärten setzen sich mit dem Thema auseinander.

Die Kinder haben es aber auch nicht leicht. Gerade im Vorschulalter machen sie körperlich wie geistig noch einmal einen riesigen Schub. Sie sind ständig am Wachsen, die Proportionen verändern sich, der Körperschwerpunkt verschiebt sich. Das Körpergefühl ist täglich ein anders.
Wachsen tut manchmal weh. (Eltern von Kindern mit Wachstumsschwerzen können ein Lied von durchwchten Nächten singen.)
Die Gliedmaßen wachsen so schnell, dass das Kind immer wieder wo anstößt und über die eigenen Füße stolpert. Es fühlt sich ungeschickt und tolpatschig.

Dazu kommt noch der Zahnwechsel. Auch der Mundraum spürt sich immer wieder anders an. Laute, die bisher ohne Probleme gesprochen werden konnten, klingen plötzlich ungewohnt, weil eben ein oder mehrere Zähne fehlen. Das eigene Selbstbild gerät ins Wanken.

Geistig merkt das Kind, dass es nicht mehr alles selbst erforschen muss. Es kann auf die Erfahrungen anderer zurückgreifen und von ihnen lernen. Es beginnt sich Vorbilder zu suchen, genau zu beobachten und auch zu hinterfragen.

Genau in diese Zeit fällt meistens der Schulbeginn, die Kinder sollen ruhig sitzen, aufpassen und vernünftig sein. Das bedeutet Stress pur!

Wackeln die Zähne – wackelt die Seele

So heißt ein Buch über diesen Zeitabschnitt der Entwicklung und der Buchtitel trifft voll ins Schwarze.

Die Kinder sind zerrissen. Einerseits sind sie im Kindergarten schon gelangweilt und merken selbst, dass sie schon groß sind. Sie wollen auch die Großen sein. Andererseits spüren sie genau, dass sich ihr Alltag verändern wird. Sie können die Veränderung noch nicht einschätzen und das verunsichert.

Und dann kommt da noch die Wut.
Und diese Wut sucht sich ein Ventil. Meistens sind es wieder die Eltern, die als Ziel dieser Wut herhalten. Sie dienen buchstäblich als Blitzableiter.

Tipps für den Umgang mit Wut

Angriffe und Wutausbrüche nicht persönlich nehmen.

Du bist vielleicht Ziel der Wut deines Kindes, aber nicht die Ursache. Oft richtet sich diese Wut gegen die Situation, gegen sich selbst oder gegen ein unbestimmtes Gefühl. Sie sucht sich ein Ventil, um sich zu entladen. Kinder lassen ihren Frust meistens dort los, wo sie sich angenommen und geliebt fühlen – in der Familie.

Wirst du selbst wütend, dann kannst du deinem Kind nicht helfen mit seiner Wut umzugehen und aus der Wut herauszufinden oder sie zu kanalisieren.

Nicht in die Wut hineinargumentieren

Wenn die Emotionen Achterbahn fahren, dann sind wir Menschen unzugänglich für Argumente. Genau so geht es jetzt deinem Kind. Es will in der Wut die Informationen nicht hören und kann sie auch gar nicht verarbeiten.

Warte daher ein Weilchen ab, bis sich dein Kind beruhigt hat. Sucht euch einen gemütlichen Platz und sprecht dann noch einmal über alles. So kann dir dein Kind gut zuhören und ist auch nicht automatisch im Verteidigungsmodus.

Aus dem Machtkampf aussteigen

Mache dir bewusst, dass es dein Kind ist, das da gerade kämpft. Du musst weder mitkämpfen, noch auf die Einladung einsteigen.

Wenn dein Kind möchte, bleib im Raum. Sei aber vorsichtig mit Berührungen. Manche Kinder vertragen das gar nicht, wenn sie mit ihren Emotionen zu kämpfen haben.
Wenn dein Kind allein sein möchte, dann kannst du gehen und ihm zutrauen sich selbst zu regulieren.

Wie kannst du trotzdem Grenzen setzen in der Wackelzahnpubertät?

Begegne deinem Kind auf Augenhöhe und nimm es ernst

Das Selbstbewusstsein deines Kindes steht im Moment auf unsicheren Beinen. Es ist leicht aus der Balance zu bringen und wenn das passiert, dann bricht gleich die Welt zusammen. Schnell kommen dann Worte wie: „Keiner hat mich lieb!“ oder „Ich kann das nicht“ oder auch „Ich bin einfach zu blöd dafür!“. Du stehst als Mama daneben, erkennst dein Kind nicht wieder und wunderst dich über solche Aussagen. Denn du weißt, dass dein Kind das kann.

Dein Kind aber reagiert höchst sensibel auf Bevormundung, Respektlosigkeit oder Gesichtsverlust.

Versuche daher dein Kind schon im Vorfeld in Entscheidungen und Abmachungen einzubeziehen. Dein Kind kann nicht erwarten überall seinen Kopf durchzusetzen, aber es sollte Gehör finden und du solltest seine Argumente ernst nehmen. Auch wenn du vieles nicht nachvollziehen kannst, oder schmunzeln musst. Halte dich zurück! (Du weißt schon: Gesichtsverlust!)

Höre deinem Kind zu

Das ist ein Alter, in dem Kinder oft sehr spannende Gedanken entwickeln und vor großen Fragen stehen. Wenn du deinem Kind zuhörst und dich auf diese Fragen einlässt, dann lernst du nicht nur dein Kind besser kennen. Du kannst dich auch gemeinsam mit deinem Kind auf Forschungsreise begeben. Dadurch erkennt es, dass auch du nicht alles weißt. Es erfährt aber gleichzeitig, dass das keine Schande ist, und wie es zu den gesuchten Informationen kommt.

Nütze Rituale

Rituale helfen uns Menschen Übergänge zu gestalten. Sie zeigen uns, dass wir von einem Lebensabschnitt in den anderen wechseln. Das kann vor allem, wenn der Wechsel mit Angst oder Respekt verbunden ist, sehr hilfreich sein.

In manchen Kindergärten gibt es das Ritual die Vorschulkinder am letzten Kindergartentag aus dem Fenster des Kindergartens zu schmeißen oder rutschen zu lassen. Selbstverständlich werden sie von draußen aufgefangen. Das ist ein schönes Ritual, das mit einer richtigen Feier verbunden wird. Auf diese Feier freuen sich die Kinder.

Vereinbare mit deinem Kind klare Regeln

Vereinbare klare Regeln, wie z. B. wer für das Mistkübel entleeren zuständig ist, welche Arbeiten vor dem zu Bett gehen noch erledigt werden müssen und Ähnliches.

Diese Handlungsabläufe werden schnell eintrainiert und helfen den Kindern dann in der Schule alles unter Kontrolle zu haben. Sie sind es gewohnt sich einzubringen und auf ihre Sachen zu achten.

Mache Planungen sichtbar

Gerade im Vorschulalter gibt es oft Streit um die täglichen kleineren und größeren Aufgaben. Hier hilft es, die Planung sichtbar zu machen. Ob es sich dabei um eine Liste zum Abhaken, eine Tafel mit Piktogrammen oder ein schön gestaltetes Board, wo alle Aufgaben notiert sind handelt ist einerlei.

Wenn Sie sich für die Möglichkeit eines gemeinsamen Boards entscheiden, dann ist es wichtig, dass alle Familienmitglieder Aufgaben zugeteilt bekommen. So wird das Bedürfnis nach Fairness befriedigt. Gleichzeitig merkt das Kind auch, dass auch die Eltern Aufgaben erfüllen über die es sich z. B. gar nicht bewusst ist.

Sei als Mama Anker für dein Kind

Dein Kind braucht jetzt deine Stabilität, damit es sich sicher und geborgen fühlen kann. Wenn du dir sicher bist, was du von deinem Kind forderst und das auch nett und nachdrücklich vertrittst, dann gibt das auch deinem Kind Sicherheit.

Das eigene innere Kind sehen

Zu guter Letzt: Beschäftige dich mit deiner eigenen Wut. Wenn es deinem Kind gelingt, dich in den Machtkampf hineinzuziehen, dann frage dich hinterher, was dich so getriggert hat.

Meistens reagiert das eigene innere Kind und spürt die Resonanz.
Vielleicht hast du dich selbst als Kind auflehnen müssen und durftest es nicht. Vielleicht hast du dich in deinem Schmerz allein gefühlt.

Wenn du in deine eigenen kindlichen Muster fällst, dann kannst du dein Kind nicht richtig begleiten.

Bleib gesund und gelassen!

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