Zeit zu zweit

Zeit zu zweit

Für viele Eltern drückt dieser Satz alle Sehnsüchte aus.
Die Welt scheint auf einmal nur mehr aus Familie, Beruf, Alltag, Kindererziehung und organisatorischen Problemen zu bestehen.

Auch Paare, die die Entscheidung für Kinder sehr bewusst getroffen haben, fühlen sich später manchmal von den Sorgen des Alltags überrollt. Zwischen all den Pflichten und Sorgen scheint keine Zeit für die Partnerschaft zu bleiben.

So geht es Julia und Tom

Die beiden waren ein harmonisches Paar. Sie wollten beide Kinder. Nachdem die ersten Hürden wie Studium, Karriereplanung und Wohnungswahl getroffen waren, hielten sie den Zeitpunkt für ein Kind geeignet. Alles war gut geplant.

Kinder richten sich nicht nach Plänen

Bald stellten sie aber fest, dass Kinder sich nicht nach Plänen richten. Trotz einem sehr aktiven Sex- und Liebesleben wurde Julia nicht wie gewünscht sofort schwanger. Anfänglich nahm sie das noch leicht, doch leider hatte sie ihre Pläne in die Welt hinausposaunt. So wurde sie auch bald immer wieder gefragt, wenn es denn endlich so weit sei. Medizinisch gesehen waren sie beide gesund. Die Ärzte rieten ihnen, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.

Nach einigen Monaten beschlossen Tom und Julia, dass sie ebenso gleich mit dem Hausbau beginnen könnten, wenn das Baby noch auf sich warten ließe. Dann eben zuerst Haus und dann – wenn das Haus fertig wäre – die Kinder. Du ahnst schon, was kommt 😉
Kaum war der Keller ausgehoben und das Fundament errichtet, war Julia schwanger. Baby und Hausbau oder Umzug? Das geht gar nicht. Und so beschlossen sie, den Hausbau zu beschleunigen, damit sie schon vor der Geburt übersiedeln konnten.

Da die beiden vor Energie nur so strotzen, gelang das genau wie gewünscht. Wenn auch Julia gerade am Anfang der Schwangerschaft feststellen musste, dass ihr Körper ihr immer wieder die Grenzen aufzeigte. Sie war müde, schleppte sich oft zu den Terminen mit den Handwerkern.

Übersiedlung knapp vor der Geburt

Kurz vor der Geburt klappte die Übersiedlung.

Naja und dann war das heiß ersehnte Baby ein Schreikind. An Schlaf war die ersten Wochen kaum zu denken. Julia und Tom wechselten sich in der Betreuung ab, damit zumindest einer von ihnen ein paar Stunden Schlaf am Stück bekam.

Die stets adrette Julia war nur mehr in Freizeitkleidung anzutreffen. Oft fand sie erst Mittag die Zeit, um sich zu duschen. Tom hetzte nach der Arbeit nach Hause, weil er wusste, wie sehnsüchtig ihn Julia erwartete. Doch statt eines Begrüßungskusses, bekam er das Baby in die Hand gedrückt.

Er hätte selbst gerne ein wenig Zeit zum Verschnaufen gehabt, doch ein Blick auf seine übermüdete Frau genügte. Er wusste, sie war nicht mehr in der Lage das Kind zu beruhigen. Schnell ein paar Bissen gegessen und dann hatte er Kinderdienst. Schließlich wollte Julia schnell einige Stunden schlafen, um dann wieder die Nachtschicht zu übernehmen.

Kannst du dich an solche Zeiten erinnern?

Wenn ja, dann weißt du auch, dass für die Paarbeziehung keine Energie mehr bleibt. Alles dreht sich nur noch um das Baby. Geht es ihm gut? Ist es gewickelt? Pst, es schläft gerade. Nur kein lautes Geräusch, sonst könnte es aufwachen.

Zu müde für Sex und die Nerven liegen blank. Da beginnen schon mal beide Partner an sich selbst und der Beziehung zu zweifeln.

  • Liebt sie mich noch?
  • Findet er mich noch attraktiv?
  • Wir motzen uns nur noch an.

Genau darum es wichtig, sich füreinander Zeit zu nehmen.

Glückliche Kinder brauchen zufriedene und glückliche Eltern

Das geht nicht mehr so leicht und selbstverständlich, wie vor der Geburt des Kindes. Da braucht es schon ein wenig Planung, Organisation und manchmal auch Hilfe von außen.

Heute geht es mir nicht darum, wie ihr gemeinsam den Haushalt und die Familie wuppen könnt, sondern um diese kostbaren Momente zu zweit. Diese Momente, wo ihr wieder total unbeschwert und losgelöst vom Alltag seid, und eure Liebe und Verbundenheit wieder wahrnehmen könnt.

1. Planen, planen, planen

Spontan geht leider nur mehr sehr selten. Je früher du das akzeptierst, desto leichter lassen sich ein paar Stunden zu zweit organisieren.

Im ersten Schritt stimmt eure Kalender ab. Wann gibt es einen Nachmittag oder Abend wo beide frei haben und den sich auch beide frei halten können? Wenn so ein Tag gefunden ist unbedingt gleich fixieren und im Kalender blockieren! Das ist eine heilige Zeit. Hier wird ab jetzt kein Termin eingetragen.

2. Hilfe organisieren

Je nachdem, wie viel Zeit ihr euch gönnen wollt, kannst du jetzt beginnen, Hilfe zu organisieren: Einen Babysitter, die Großeltern oder auch eine Freundin, die mit dem Kind mal für 2 Stunden spazieren geht.

3. Macht euch schick

Raus aus den Freizeitklamotten und wieder mal so anziehen, wie vor dem Baby. Du weißt schon, alles, was möglichst nicht mit Karottenbrei in Berührung kommen soll, weil die Flecken nie wieder rausgehen 😉
Genieß es selbst, wieder einmal Frau zu sein und nicht nur Mama. Und zeige deinem Partner dadurch, dass du ihn schätzt. Ich bin nicht oberflächlich. Ich liebe meinen Mann auch im Jogginganzug oder im Kletterdress. Aber manchmal genieße ich es schon, wenn er sich für mich fein macht. Umgekehrt ist es genauso.

Detail am Rande: Für Kleinkinder ist das gleichzeitig ein Signal: Jetzt ist Elternzeit.

4. Nur kein Druck

Wenn ihr wenig Zeit miteinander als Paar habt, kann es sein, dass ihr für die paar Stunden sehr hohe Erwartungshaltungen habt. Versucht euch davon zu verabschieden. Ein gemütliches Essen in Ruhe, Gespräche, in denen es um euch und eure Wünsche geht und ein Spaziergang Hand-in-Hand können sehr schön sein. Nicht immer geht sich alles aus. Freut euch an dem, was möglich ist.

5. Seid auf Planänderungen gefasst

Ihr könnt noch so gut planen. Mit Babys und Kleinkindern kann alles ganz anders ausgehen. Das Kind will sie partout nicht von der Oma ins Bett bringen lassen oder bekommt gar plötzlich Fieber. Und schon sind ein paar Stunden oder der ganze Abend ins Wasser gefallen. Hier gilt ebenfalls: Nehmt, was möglich ist. Vielleicht wird aus dem gemütlichen Abend mit Abendessen nur mehr ein Drink in einer Bar, weil das Kind vorher von den Eltern ins Bett gebracht werden will.

6. Humor und Durchhalten

Auch wenn es manchmal schwer fällt. Versucht die Sache mit Humor zu sehen. Das gelingt oft erst, nachdem die erste Enttäuschung über den missglückten Abend verraucht ist. Die Zeiten mit Kleinkindern gehen schnell vorüber. Schneller als ihr glaubt, werdet ihr sehnsüchtig drauf zurückblicken. Sei dir auch klar, dass mit ein paar abgezwackten Stunden zu zweit noch lange nicht alles wieder so läuft, wie vor den Kindern. Es braucht Zeit, Gelassenheit, Ruhe und Beharrlichkeit, damit das Vertrauen in die Beziehung als Paar wieder hergestellt wird.

Bleibt gelassen!
Deine

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